Geschichte

Mitbestimmend für unsere Ortsgeschichte war die Reuss. Hier befanden sich zwei wichtige Übergänge vom Raume Luzern ins Seetal und ins Freiamt. Es waren dies die einstige Fähre bei Alt-Eschenbach, südlich von Inwil, sowie die Brücke von Gisikon. In der einst sumpfigen, von zahlreichen Tümpeln und Wasserläufen durchzogenen Reussebene erhob sich vermutlich schon im 11. Jahrhundert n. Chr. die Stammburg der Freiherren von Eschenbach. Sie stand auf einem niedern, länglichen Sandsteinhügel, unweit des frühern Einflusses des Rotbachs in die Reuss. Von hier aus liess sich die ganze Gegend kontrollieren, besonders auch die dortige Reussfähre. Über diese führte der alte Murbacherweg von Luzern ins Seetal, in den Aargau bis nach Murbach ins Elsass. Um 1250 wird östlich des Wohnturmes die kleine Dienstmannenstadt errichtet worden sein.

Als bedeutendes Adelsgeschlecht standen die Freiherren von Eschenbach in enger Beziehung zu den Herzögen von Zähringen. Sie unterstützten deren Ausdehnungspolitik in den Aargau (Lenzburg) und in die Reichsvogtei Zürich. Burgen der Eschenbacher waren auch jene in Rüssegg bei Sins, von Maschwanden und die Schnabelburg am Albis. Durch die Heirat traten sie auch in landesweite Verbindung mit begüterten Adelsfamilien im Elsass, Breisgau, Schwarzwald und im Berneroberland (Oberhofen bei Thun)

Von ihrem Unternehmungsgeist zeugten neben den zahlreichen Burgen auch Kirchen, Klöster, und Städte. Offensichtlich war daher ihr Einfluss bei der Gründung der Stadt Luzern. Im Einsetzungsjahr eines Leutpriesters zu St. Peter und Paul in Luzern, 1178, waren nämlich der Abt Konrad von Murbach und sein Vertreter im Hof zu Luzern, der Probst Ulrich im Amt – beides Brüder des damaligen Burgherrn Walter I. von Eschenbach. – Doch brachten in der Folgezeit die vielen Aktivitäten grosse finanzielle und politische Schwierigkeiten mit sich. Es kam zur Konfrontation mit der sich nach der Innerschweiz ausbreitenden Macht der Habsburger. Die Beteiligung Walter IV. von Eschenbach an der Ermordung König Albrechts bei Windisch im Jahre 1308 liessen Burg und Städtchen Alt-Eschenbach 1309 dem habsburgischen Rachefeldzug zum Opfer fallen. Als letzter der Eschenbacher starb Walter IV. 1343 in der Verbannung. Die Ruinen der Burg- und Stadtanlage, in denen zeitweise Eremiten gewohnt haben sollen, wurden 1777/78 für den Bau der heutigen Kirche von Inwil abgetragen.

Was in Urkunden und Akten ersichtlich war, hielt der Boden lange dem Auge verborgen. Erste sichtbare Bestätigung erbrachten die Ausgrabungen von 1944/45. Die grösstenteils vorhandenen Grundmauern wurden vermessen und in Planskizzen und Fotos in einem Bericht festgehalten. Diese Ausgrabungen wurden 1959 ergänzt und bestätigt. Weitere Forschungsgrabungen anlässlich der Vorarbeiten zur Autobahn legten hier 1978/79 einen tiefen und breiten Stadtgraben auf der Nordseite frei. Zudem kamen am Steilufer reussabwärts die mächtigen Grundmauern einer bisher nicht bekannten Burganlage zum Vorschein, ebenso verschiedene Mauerreste bei der Kapelle St. Kathrinen. Während das alte Fährhaus der Autobahn weichen musste und wegen Baufälligkeit 1967 abgebrochen wurde, konnten die Grundmauern von Alt-Eschenbach 1980 restauriert und sichtbar gemacht werden. Die sehenswerte Gedenkstätte, 1986 eröffnet, lädt den Besucher zum kurzen Verweilen ein, während die Wogen der nahen Reuss und jene des Verkehrs auf der dazwischen angelegten Autobahn die Eile der Zeit sinnenfällig dartun.

Hoch über dem Tobel des Iberigbaches, an der heutigen Gemeinde- und Kantonsgrenze Inwil/Dietwil, erhob sich einst die Burg der Ritter von Iberg. Urkundlich schon 1168 erwähnt, wird auch 1275 in den Weihakten unserer Kirche ein Ritter Heinrich von Iberg, Dienstmann der Eschenbacher, als Kirchenvogt bezeichnet.

In der Gemeinschaft der Johanniter von Hohenrain nahmen auch Ritter von Iberg an Kreuzzügen teil. Von 1250 bis 1267 stand ein Iberger als Abt dem Kloster Engelberg vor, welches auch durch Besitzungen in Pfaffwil in Verbindung mit unserem Gebiet stand. Die Burg Iberg wurde 1388 durch die Eidgenossen zerstört. Die Ruinenreste sollen im 17. Jahrhundert zum Bau der Dietwiler Kirche verwendet worden sein.

Von geschichtlicher Bedeutung war stets die Gisikoner Brücke. An Stelle der einstigen Fähre wurde hier 1430 erstmals eine Brücke gebaut. Hier kam es mehrfach zu kriegerischen Ausmarchungen von gesamtschweizerischer Bedeutung: 1653 verschanzten sich hier Teile der aufständischen Bauernarmee, welche jedoch von damaligen Regierungstruppen besiegt und unerbittlich gerächt wurden. Zweimal kam es anlässlich der Religionskriege im 1. und 2. Villmergerkrieg von 1652 und 1712 zur militärischen Besetzung dieser Brücke. - Eine letzte innenpolitische Auseinandersetzung vollzog sich hier am 23. November 1847, als die Sonderbundstruppen von jenen der Eidgenössischen Tagsatzung geschlagen wurden.

Bis 1847 wurde in Gisikon Zoll erhoben. Gar vieles könnten wohl die einstigen Zöllner erzählen von ihren Erfahrungen und Beobachtungen. So von der Reussschifffahrt, die schon 1278 urkundlich bezeugt ist, angefangen von den abenteuerlichen Fahrten der Luzerner Niederwässerer nach Zurzach - Basel - Strassburg, bis zu den sportlichen Paddelbootfahrten von heute. Auch wüssten die einstigen Zöllner zu erzählen vom Reussgold, das sie in ihren langen Mussestunden dem Flussgrund zu entlocken versuchten.

Abschrift aus dem Orts- und Gemeindeporträt von 1986
 







 

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